Insel im Dörnröschenschlaf
Im Winter gehört Sylt seinen Bewohnern – und einigen wenigen Liebhabern
Winter an der Nordsee. Der Wind fegt über den Strand und kämmt das Dünengras. Schnee überpudert die Wiesen und die Häuser ducken sich hinter den Deich. Man läuft gut eingemummelt, die Hände in den Taschen vergraben, genießt es, wenn der Wind die Wolken wegfegt und der Wintersonne Platz schafft. Und freut sich auf einen heißen Tee mit braunem Kandis, auch wenn man eigentlich ein eingeschworener Feind von Zucker im Tee ist.
Wenn man Glück hat, erlebt man, wie die Kälte das Meer gefrieren lässt und die Gischt zu bizarren Eistürmen formt, als hätte ein übermütiger Baiserbäcker seine Fantasien ausgelebt. Jetzt sind auf Sylt nur noch die Insulaner selbst und ein paar Kenner unterwegs. Zugegeben, zu Neujahr wird es noch einmal voll und mondän, aber vor und zwischen Weihnachten und Silvester ist Ruhe, und nach dem Jahreswechsel der Spuk auch gleich wieder vorbei. Die Tage vergehen entspannt und gemütlich, es ist, als holte die Insel Luft, um sich für den neuen Ansturm im Sommer zu wappnen. Wir lieben Sylt im Winter.